Da fielen Worte – die muss man hier nicht aufschreiben. Sie wurden auch in einer Lautstärke von sich gegeben, die sich schriftlich kaum darstellen lässt. Es handelte sich schlicht um unflätiges Schreien.
Warum aber musste die Bäckerin so schrecklich brüllen und toben und ihr Schwammtuch mit Wut ins Waschbecken feuern, dass es nur so spritzt?
Weil sie sich mal wieder von den Foodstylisten verarschen hat lassen. Und von ungenauen Anweisungen.
Denn so sollte der Croque en Bouche mit Kirschen aussehen:
Und so sah er aus:
Wohlgemerkt in der einen Sekunde, in der das Ganze für’s Foto gehalten hat. Nach vielem Gekoller und Geschmiere und Gefluche hatte ich nämlich einen total instabilen Haufen aus Brandteig, der einfach nicht höher und spitzer werden wollte ließ.
(Übrigens: Wie die Kirschen im Heft an dem Croque hängen, widerspricht den Gesetzen der Schwerkraft in jeder Hinsicht.)
Jetzt könnte ich mir vielleicht vorwerfen, dass ich als erstes mal die falsche Spritztülle für die Profiteroles gewählt habe. (Im Brandteig ist Kakao, verbrannt sind sie also nicht, auch wenn es so aussieht.) Vermutlich wäre ein einfache runde besser gewesen. Damit die Bällchen halt eher Bällchen werden und nicht so viele Zacken haben. Aber das HÄTTE man ja auch mal ins Rezept schreiben KÖNNEN…
In der Recherche anschließend habe ich außerdem gelernt, dass man Mascarpone nur ganz vorsichtig und esslöffelweise unter geschlagenen Eischnee heben darf. Sonst verliert der nämlich seinen Stand.
Und mit flüssiger Füllung lässt sich weder ein Windbeutelchen füllen, noch ein Croque en Bouche verzieren. Auch diesen Hinweis HÄTTEN die Rezeptautoren spendieren KÖNNEN, finde ich…
Stattdessen musste ich erst mit Gelatine meine Crème zum Stehen bringen, bevor ich ohne jegliche Kenntnis des ägyptischen Pyramidenbaus versucht habe, aus spitzen, unförmigen Windbeuteln etwas aufzutürmen, das wenigstens halbwegs aussieht, wie die Abbildung in der Sweet Dreams. Um es dann mit Crème von außen zu verzieren – oder besser zu verspachteln -, die inzwischen so dick war, dass sie wieder nicht durch die dünnere Spritztülle ging…
Allerdings: Die Ägypter haben sich das mit den Pyramiden ja sicher auch erst mal irgendwie beibringen müssen. Schätze, dass da auch nicht alles von Anfang an geklappt hat.
Und da kann ich dann doch wieder nur von Glück sagen, dass ich einen strategisch denkenden Mann zu Hause habe. Der hat nämlich, nachdem er durch mein Wüten aufgeschreckt wurde, den sehr sinnvollen Vorschlag gemacht, über den ganzen Berg ordentlich Fruchtsoße zu verteilen und das Ganze als geplant zu verkaufen.
Was funktioniert hat!
Bei einer misslungenen ägyptischen Pyramide hätte der Rat wahrscheinlich nicht dazu geführt, den Posten des Chefstrategen neu zu besetzen.
Aber in meiner Küche schon!
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